Hacking Marketing – Mit agilen Methoden konkurrenzfähig bleiben

Die Digitalisierung beschleunigt die Evolution sämtlicher Fachbereiche und natürlich auch des Marketings. Digitale Technologien sind heute aus dem Marketing Management nicht mehr wegzudenken: Es gibt eine schier unendliche Zahl verschiedenster Tools, mit denen Marketer ihre Prozesse automatisieren, Daten erheben, Erfolge messen und auswerten können.
Während sich Tools, Möglichkeiten zur Datenerhebung, -speicherung und -auswertung ebenso wie Social Media, Echtzeitkommunikation und immer mächtigere Consumer-Technologien rasant entwickeln, können Unternehmensstrukturen und -prozesse jedoch in der Regel bei diesem Tempo nicht mithalten. Für Marketer, die das enorme Potenzial digitaler Technologien und der Echtzeitkommunikation mit ihren Zielgruppen erkennen, kann mitunter Frust resultieren: In Unternehmen, die in sehr hierarchischen Strukturen organisiert sind, werden sie schnell an ihre Grenzen stoßen, sich eine blutige Nase holen und merken, dass sie nicht so effizient sind wie sie sein könnten oder ihren Stakeholdern nicht den Mehrwert liefern, der möglich wäre. Das frustriert verständlicherweise.
Agile Methoden und ein neues Führungsverständnis
Scott Brinker, CTO von “ion interactive” und Betreiber des Blogs Chief Marketing Technologist, zeigt in seinem neuen Buch “ Hacking Marketing – Agile Practices to Make Marketing Smarter, Faster and More Innovative” Lösungsansätze für dieses Dilemma auf. Brinker zieht in seinem Buch Parallelen zwischen dem Marketing und der Softwareentwicklung: In der digitalisierten Welt mit ihrem Echtzeit-Charakter steht das Marketing vor völlig neuen Herausforderungen, die die Software-Entwicklung sehr ähnlich schon einige Jahre früher zu spüren bekommen hat.
Darüber hinaus agieren Marketer heute selbst zu großen Teilen mit Software – sei es Software zur Marketing Automation, zur Bespielung der Social Media Kanäle oder sei es die Verantwortlichkeit für die Corporate Website.
Während sich die Welt im Marketing also immer stärker im Echtzeit-Modus dreht, hinken Prozesse in Unternehmen in der Regel noch hinterher. Ellenlange Approval-Prozesse durch zig Instanzen sind in Zeiten von Social Media weder zeitgemäß noch praktikabel. Was also tun? Brinker betont, dass die größte Herausforderung in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit eines “Cultural Shift” ist, also eine Veränderung der Kultur im Unternehmen bzw. in Teams. Das ist nun natürlich ein riesiger Brocken und etwas, was nicht von heute auf morgen passiert. Gut, dass man mit der Veränderung im Kleinen beginnen kann. Praktische Tipps und Handlungsempfehlungen für Marketer gibt Brinker uns in seinem Buch mit auf den Weg.
Hacking Marketing – Marketing schneller, klüger und innovativer organisieren
Hacking Marketing unterteilt sich in fünf große Bereiche mit insgesamt 25 Kapiteln. Zunächst erfolgt eine allgemeine Einordnung in das Problemfeld, Brinker blickt auf die Herausforderungen von Marketern in der digitalisierten Welt und legt ausführlich dar, wieso Marketing und Software seiner Meinung nach große Parallelen aufweisen. Er betont, dass er “Hacking” als etwas Positives verstanden wissen möchte, nämlich als das Schaffen neuer Dinge und Innovationen. Als Beispiel nennt er das Unternehmen Facebook, das von Mark Zuckerberg mit der Vision des “hacker way” und einer einzigartigen Unternehmenskultur geführt wird. Sehr lesenswert ist in dem Zusammenhang Mark Zuckerbergs offener Brief an potenzielle Investoren vor dem Börsengang Facebooks in 2012.
Im Folgenden erläutert Brinker ausführlich die Methoden des agilen Managements und deren Adaption im Marketing-Kontext. Agile Methoden wie Scrum und Kanban können problemlos mit geringen Anpassungen fürs Marketing adaptiert werden und das Marketing so effizienter und erfolgreicher machen. Brinker betont immer wieder, wie wichtig es ist, Raum für Experimente und Innovation zu schaffen und liefert in Teil 3 des Buches Modelle, wie Innovation und Weiterentwicklung als ein fester Bestandteil im Marketing etabliert werden können.
Eine Unternehmenskultur kann träge sein, es dauert oft Jahre, hier etwas zu ändern, und das uneingeschränkte Commitment von “ganz oben” ist unverzichtbar. Aber auch im Kleinen, in der eigenen Marketing-Abteilung, kann man etwas bewegen. Ich bin überzeugt, dass jeder Marketing Manager eine Menge aus Scott Brinkers Buch für sich mitnehmen kann. Auch wenn man natürlich nicht die gesamten Prozesse in einem Unternehmen mal eben über den Haufen werfen kann, so kann dennoch die agile Arbeitsweise innerhalb des Marketing-Teams enorme Effizienzvorteile mit sich bringen. Nicht nur das: Auch der Spaß an der eigenen Arbeit und die Motivation sind um einiges höher, wenn man wirklich etwas bewegen kann. Absolute Leseempfehlung!